new trinity and unity | Zeichen der Zeit - 03-05-2010 - Nachtrag


Zeichen der Zeit - 03-05-2010 - Nachtrag

Achberg, 4. Mai 2010

Liebe Freunde,

beim Nachlesen meiner gestrigen Zeilen mit den Informationen zum Projekt »Der große Ratschlag« hatte ich den Eindruck, dass ich die Dringlichkeit bei der Bitte um Mitwirkung nicht deutlich genug beschrieben habe. Deshalb zur Verdeutlichung dieser Nachtrag:

1. Die Welt gerät immer mehr aus den Fugen, weil jetzt rundum an allen Ecken und Enden die Folgen der Tatsache auftreten, dass die treibenden und dominierenden Kräfte der Menschheit - die Kräfte des geistverleugnenden Materialismus - sowohl gesellschaftlich-strukturell als auch seelisch-individuell sich überall durchgesetzt haben. Rudolf Steiner hat ab 1917 in aller Deutlichkeit auf diese Gefahr und ihre Konsequenzen hingewiesen und den damaligen Anthroposophen den Ernst dieser Entwicklung ins Gewissen gerufen und bewusst zu machen versucht, dass dann um die Zeit des Endes des 20. Jahrhunderts die »Zeit der Entscheidung« herankomme, bei welcher es um Sein oder Nichtsein der Menschheit gehen und dies davon abhängen wird, ob es in großem Stil zur »Spiritualisierung des Denkens« im michaelischen Sinn kommt. Für diesen Kampf die anthroposophische Gesellschaft zu rüsten, hat er die Initiative zur Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft und innerhalb derselben zur Gründung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft ergriffen.

2. Auch wenn diese Institutionen - und manch anderes, was im Gefolge dessen entstanden ist - noch bestehen, so bestehen sie doch leider nicht so, wie sie durch Steiner konzipiert und veranlagt wurden [an anderer Stelle werde ich darauf nochmals zurückkommen]. Hier muss ich mich auf die Feststellung beschränken, dass zwar großspurige Titel auf Zeitschriften existieren [wie z. B. »Anthroposophie weltweit«], aber z. B. im gesamten deutschsprachigen Gebiet seit Jahren aus diesen Institutionen in den öffentlichen zeitgeschichtlichen Debatten sich keine einzige Stim­me einmischt, um zu den Fragen und Problemen der Gegenwart - etwa zu den riesigen Fehl­entwicklungen aller Gebiete des sozialen Organismus - die Alternativen der Geisteswis­senschaft zu vertreten [jedenfalls in keinem der Massenmedien].

Deswegen müssen die Krisen und Katastrophen von Tag zu Tag größer werden. Denn alles, was von Steiner ab 1917 aus Geisteswissenschaft und insbesondere aus dem Dreigliederungsimpuls heraus gesagt war, war ultimativ im Sinne des obigen Entweder Oder gesagt. Doch es geschah auch nach 1945 nicht das Notwendige. Auch die Ereignisse am Ende der sechziger, der siebziger, der achtziger und der neunziger Jahre führen zu keiner Wende, zu keinem Aufwachsen in der anthroposophischen Gesellschaft, Hochschule und Bewegung. Obwohl doch am Anfang die Devise stand, die Steiner am 24. 12. 1923 in dem Satz zusammenfasste: »Die anthroposo­phi­sche Gesellschaft/Bewegung will sein eine Erfüllung dessen, was die Zeichen der Zeit mit leuchtenden Lettern zu den Herzen der Menschen sprechen.«

3. Von einem solchen Wollen kann noch immer keine Rede sein. [Darauf werde ich später nochmals zurückkommen.] Trotzdem gilt es, nicht zu resignieren, auch wenn die Schar nur eine kleine ist, die mit ganzem Ernst versucht, ihr eigenes Handeln nach dieser Devise zu richten. Man darf ja nicht außer Acht lassen, dass auch das immer häufigere Rumoren des Erdinnern mit Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Orkanen usw. in den naturwissenschaftlichen Tatsachen nicht ihre letzte Erklärung haben. Das alles sind Auswirkungen des Kampfes der Widersachermächte, sich der Menschenseelen in moralischer Hinsicht und mit ihrer Feindschaft gegen den Geist zu bemächtigen, so dass es zur Ichgeburt und -entwicklung gar nicht mehr kommen kann. Man kann diese Zusammenhänge natürlich noch nicht in öffentliche Erörterungen bringen, aber in der Anthroposophischen Bewegung muss das bekannt sein.

Und aufgewacht muss werden im Hinblick auf all das, was im sozialen Zeitgeschehen vorgeht und vor allem muss aufgewacht werden zur Aktivität überall dort, wo wir mit geeigneten Projekten versuchen, das Spiel der Gegenmächte zu durchkreuzen. Das tun wir mit den Aktivitäten unseres Demokratieprojektes und jetzt auch mit dem Projekt »Das integrale System der Neuen Sozialen Architektur« und mit dem Impuls, dafür einen »Großen Ratschlag« in Gang zu setzten. Dafür braucht es nun aber die schnellstmögliche Beteiligung von möglichst vielen, damit Schritt für Schritt eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit und Animation zur Beteiligung angestoßen wird. Denn ohne dass wir das erzeugen, werden alle diese Anläufe nicht zu durchdringenden Resultaten führen und immer wieder im Sande zerrinnen.

4. Das wollte ich noch nachtragen und Euch zu dieser Teilnahme bitten und ermuntern. Diejenigen, die eigene Webseiten betreuen, bitte ich, auf die Webseiten, auf denen sich unsere Projekte spiegeln, mit Links zu verweisen; also:

Für das Demokratieprojekt www.volksgesetzgebung-jetzt.de/aktion/abstimmung

Für den Großen Ratschlag und NSA: www.volksgesetzgebung-jetzt.de/blog/1/der-grosse-ratschlag

Für beides und für andere einschlägige Aktivitäten und Aktualitäten aus der Achberger Werkstatt mit explizit geisteswissenschaftlicher Sicht die Berichte auf der Seite www.wilfried-heidt.de

Zur Beteiligung mit Kommentaren auf der Seite der Süddeutschen Zeitung: www.sueddeutsche.de/politik/766/509893/text und auf www.volksgesetzgebung-jetzt.de/blog/1/der-grosse-ratschlag

5. Eine Erinnerung zum Schluss: Als ich mit Peter Schata vor Weihnachten 1978 zu Joseph nach Düsseldorf gefahren war, um mit ihm zusammen der definitiven Fassung des »Aufrufs zur Alternative« in einer Abend und Nachtsitzung den letzten Schliff zu geben, schrieb uns JB nach Abgabe des Manuskriptes bei der Post auf einer Postkarte mit dem »Gemeinschaftsspaten«: »Das haben wir gut gemacht. So müssen wir es immer machen. Blitzartig« - unterstrichen mit einem locker und schwungvoll skizzierten Blitzzeichen. Ein wahres »Zeichen der Zeit.« Ich will damit meinerseits - mit Beuys an der Seite - sagen: Wenn wir nicht immer, gut vorbereitet, »blitzartig«, also hellwach agieren angesichts der Forderungen der Gegenwart im Bewusstsein dessen, was die Zukunft verlangt, werden wir den Kampf nicht bestehen können. Also: Beteiligt euch rege. »Blitzartig«!

Mit besten Grüßen

Wilfried Heidt

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