new trinity and unity | Zeichen der Zeit - 21-07-10


Zeichen der Zeit - 21-07-10

weitere aspekte zum „widerstands”- manifest

Liebe Leser, liebe Freunde,

hoffentlich werdet ihr der Korrespondenzen nicht überdrüssig, wenn sie in so rascher Folge bei euch eintreffen. Aber es ist nun mal so, dass es dieses Sommerloch auf sich hat und es mir leider gar nicht möglich ist, ohne Bürohilfe - und lädiertem Körper ohnehin - alles, was jetzt herumgeistert zu den einschlägigen Stichworten meinerseits so aufzugreifen und zu kommentieren, wie es eigentlich sein müsste, um das Menschenmögliche an Klärung in die Debatte zu bringen.

1. Um so zufriedener bin ich darüber, dass es sich - ohne die geringste Vorahnung gehabt zu haben, was da aus den verschiedenen Vorgängen der letzten vier Wochen sich ausbrüten würde - dann schließlich so gefügt hat, wie es sich gefügt hat: dass nun wiedereinmal das „Vorbereitetsein an sich” es möglich machte, dass wir einem Zeitenstern begegnen konnten in solcher Weise, dass noch andere Ideenimpulse, die in unserer Arbeit schon vor Jahren eine Rolle spielten aber damals noch nicht reif waren, in den Gang der Dinge eingefügt zu werden, jetzt ausgereift auftreten konnten. Ich danke allen, die mit ihren ganz unterschiedlichen Reaktionen darauf reagiert haben, damit einen Beitrag geleistet haben, dass der neue Schritt in einer nun so „runden” Gestalt möglich geworden ist.

Es geht bei dieser Art von Arbeit und Zusammenarbeit ja nicht nur darum, dass das, was man ideell zum sozialen Menschheitswerden beizutragen hat, in der Sache richtig vorgebracht ist - das wäre zu wenig und bliebe unfruchtbar. Es sollte immer auch in künstlerischer Hinsicht, also in seiner Gesamterscheinung, „stimmen” - das betrifft die Sprache und ihren „Bau” ebenso wie aus anderen Gebieten hinzugefügte Elemente, die ja allesamt ebenso den Sachverhalt treffen müssen wie das begriffliche Gefüge.

Und so galt diesem äußerlich kleinen „Gesamtkunstwerk” auch jetzt wieder die Bemühung und die Aufmerksamkeit. Ich freue mich, dass doch einige in dem Kreis der Empfänger sind, denen das auffällt und die einzelne Gesichtspunkt dessen entdecken.

2. Nun habe sich gestern, dies explizit zu erläutern beginnend, auf den Aspekt des Gesetzes der „Zeitensterne” aufmerksam gemacht und möchte dies noch insofern ergänzen, als wir ja mit dem gestrigen Tag insofern auch bei dem anderen Grundmotiv des Manifestes, dem Motiv des Widerstandes, mit einem Zeitenstern in Kontakt gekommen sind, der wie kein zweiter in der deutschen Geschichte dafür steht: der 20. Juli 1944 mit dem Versuch, nun auch zwar spät aus dem innersten Kreis des Militärs Hitler durch ein Attentat zu beseitigen. Waren es doch gestern 66 Jahre, also zwei Umlaufzeiten, dass dies versucht wurde - und scheiterte. Anders als jener Widerstand, auf den wir im Manifest in der Nachbemerkung Bezug nehmen, gilt von unserem Thema her hier der Gedanke, dass es uns sagen soll, aus antidemokratischen Intentionen frei werdenden Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegenzutreten, um zu verhüten, was in den 20er, 30er und 40er Jahren leider zu spät und von zu wenigen unternommen wurde, so dass „das Tier aus dem Abgrund” durch die Menschen sein dämonisches Werk verrichten konnte, was ja die Weichen in die Richtung gestellt hat, die uns nach wie vor weltweit so sehr im Griff hat.

Ich persönlich bin als junger Mensch mit beiden Widerstandsströmungen, der gewaltfreien der „weißen Rose” und der das Attentat betreibenden vom 20. Juli 44, in Kontakt gekommen, was vielleicht auch einen karmischen Faden andeuten mag, weil ich meine ersten Schritte im politischen Engagement auch im Widerstand unternahm, im Widerstand gegen die Gefahr der Atomwaffen in der „Ostermarschbewegung”. In dieser Bewegung wirkte auch Robert Scholl, der Vater der Geschwister. Und gleich nach dem Abitur, zu Ostern 1961, organisierte ich mit zweien meiner damaligen Freunde als Teilaktivität des Ostermarsches in der Region Karlsruhe - Heidelberg - Bretten in dem Dorf, in welchem ich seit meiner Geburt aufgewachsen war, im Saal des Gasthauses „Löwen” in unmittelbarer Nachbarschaft der beiden altarseitig zueinander stehenden Kirchen nach dem sonntäglichen - getrennten - Kirchgang um 11.00 Uhr die gemeinsame Veranstaltung der Friedensbewegung gegen den Aufrüstungswahn [es war noch die Zeit häufiger Atom- und Wasserstoffbomben Versuche der USA, Englands, Frankreichs und der Sowjetunion]. Und als Redner zu diese Veranstaltung hatten wir Robert Scholl eingeladen. Ich hatte die Versammelten zu begrüßen und Robert Scholl vorzustellen. Zwar mit Lampenfieber aber immerhin so, dass der Vater meiner Freundin, ein sozialdemokratisches Urgestein, meinte, ich müsse unbedingt der SPD beitreten, gelang also bei diesem Anlass mein erster kleiner öffentlicher Auftritt - angesichts Robert Scholls, der den Vortrag hielt und mich ob seiner gütig-engagiert-besonnenen Rede und seiner großväterlich-liebenswür­digen Erscheinung mit den langen weißen Haaren ungemein beeindruckte - er also, grade siebzig geworden, war der Vater dieser bewundernswerten Hans und Sophie, die ihr Leben eingesetzt hatten gegen das NS-Regime und es dabei verloren. Widerstand von unten. - Robert Scholl starb 1973 [!].

Widerstand von oben lernte ich kennen schon zwei Jahre zuvor. Mein Religionslehrer, durch dessen Hilfe ich dann nach der Schulzeit ab 1965 meine DDR-Reisen machen konnte und dabei - ohne zu ahnen, was daraus werden würde - Entscheidendes vorbereiten konnte für vieles, was dann schon 1968 Früchte trug und letztlich bis 1989 ff sich auswirkte, dieser Lehrer, der immer die Zeitgeschichte und das Zeitgeschehen in den Unterricht einfließen ließ, brachte eines Tages Axel von dem Bussche mit in unsere Klasse. Da erfuhren wir nun über das Schicksal dieses Mannes, der - gleichaltrig wie die Geschwister Scholl - als hochdekorierter junger Oberleutnant in der Ukraine zufällig Zeuge einer Mas­senexekution von über 3000 Zivilisten durch die SS wurde und sich nach diesem Erlebnis entschloss, dem Widerstandskreis um Stauffenberg beizutreten. Bussche wurde von Stauffenberg in die Verschwörungspläne gegen Hitler eingeweiht. Er erklärte sich auf die entsprechende Frage Stauffenbergs ohne Zögern bereit, sein Leben in einem Selbstmordattentat auf Hitler zu opfern. ich zitiere aus http://de.wikipedia.org/wiki/Axel_von_dem_Bussche wie es weiterging:

„Die Hauptschwierigkeit für einen Attentäter bestand darin, mit einer Waffe in Hitlers Nähe zu gelangen. Henning von Tresckow, aus dem gleichen Regiment wie Bussche stammend und neben Stauffenberg der Kopf der Verschwörung, schlug vor, eine Vorführung der für die Ostfront geänderten Uniformen zu nutzen, weil neben Hitler auch Hermann Göring und Heinrich Himmler an der Veranstaltung teilnehmen wollten. Für die Vorführung im Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg wurde zunächst der 23. November 1943 und später der 16. Dezember 1943 bestimmt. Bussche sollte den Anwesenden die Vorzüge dieser von nicht eingeweihten Soldaten vorgeführten neuen Uniformen erklären. Er beabsichtigte, sich gemeinsam mit Hitler in die Luft zu sprengen. Im geeigneten Augenblick wollte er eine von ihm selbst mit einem Handgranatenzünder versehene in seiner Uniform verborgene Mine schärfen (die von Stauffenberg vorgeschlagene Bombe mit chemischem Zünder lehnte er ab, weil ihm die Zeit vom Scharfmachen bis zur Explosion von zehn Minuten, auch nach der Erfahrung, die Rudolf von Gersdorff gemacht hatte, zu lang erschien. Handgranatenzünder explodieren nach vier bis fünf Sekunden). Er plante, das Zischen des Zünders durch Räuspern zu überspielen und dann Hitler zu umarmen.

Bussche hielt sich in der zweiten Novemberhälfte 1943 drei Tage und zwei Nächte in der Gästebaracke des ostpreußischen Führerhauptquartiers Wolfsschanze bereit. Er hatte bei seiner Ankunft den Mitverschwörern Major i.G. Joachim Kuhn und Oberst Helmuth Stieff die ihm von Stauffenberg übergebene Dokumente zur Durchführung des Staatsstreichs ausgehändigt. Diese Dokumente wurden später nach dem Scheitern des Attentatsplanes von dem Bussche von Kuhn zusammen mit dem Sprengstoff im Gelände des OKH vergraben. Bussche wurde dann am 18. November 1943 von Stieff informiert, dass bei einem alliierten Luftangriff auf Berlin der Eisenbahnwaggon mit den Vorführuniformen am 17. November 1943 vernichtet worden war. Die Beschaffung von Ersatzuniformen dauere mindestens bis zum Januar 1944. Bussche begab sich daraufhin in der Absicht, das Attentat im Januar 1944 erneut zu versuchen, zu seiner Einheit an die Ostfront bei Newel.

Stauffenberg hatte für Bussche bereits einen Marschbefehl für Februar 1944 von der Ostfront nach Berlin besorgt. Bevor es zu dem Attentat kommen konnte, wurde Bussche am 30. Januar 1944 durch einen sowjetischen Granatsplitter schwer verwundet. Ein Bein musste amputiert werden. Dadurch, dass er mehrere Monate im SS-Lazarett Hohenlychen verbrachte, entging Bussche der Verfolgungswelle nach dem 20. Juli 1944. Er war neben Schlabrendorff, Philipp Freiherr von Boeselager, Kleist und Gersdorff einer der wenigen Offiziere der Verschwörergruppe, die den Krieg überlebten.” [Von dem Bussche starb 1993; auch das Weitere seiner Biographie ist beim angegebenen Link ingteressant nachzulesen.

Bei mir hat auch dieses Erlebnis mit dem hühnenhaften Axel von dem Bussche, der kurz zuvor die Leitung des Internates Schloss Salem übernommen hatte, einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Und so war ich durch diese beiden Begegnungen von Anfang an begleitet von dem Gedanken des Widerstandes aus diesen beiden Traditionen. Kam aber auf meine eigene originäre Weise damit erst wieder in Berührung durch Bertold Hasen-Müller im Zusammenhang mit unserem 1982 begonnenen Projekt für ein „Bundesabstimmungsgesetz” durch „dreistufige Volksgesetzgebung”. Und wenn ich vorhin andeutete, es sei in diesem Verhältnis bei mir eben auch ein karmischer Faden im Spiel, so sind es diese drei Bezüge. Und das hat zur Folge, dass zu diesem Gewebe dann auch alle diejenigen - mehr oder weniger, es hängt von ihnen selbst ab - gehören werden, die sich mit der Aktion Gemeinschaftsspaten verbinden wollen. Sind es nicht begeisternde Zusammenhänge, durch die man dergestalt seinen Lebenskreis erweitern kann? Lasst mich eure Antwort wissen. - Die Beschreibung wird fortgesetzt.

Mit besten Grüßen

Wilfried Heidt