new trinity and unity | Zeichen der Zeit - 23-07-10 2. Teil


Zeichen der Zeit - 23-07-10 2. Teil

Zum 30. Jahrestag  des Erscheinens der Studie „Global 2000″

Liebe Leser, liebe Freunde,

da es nun schon eine ganze Generationszeit zurückliegt, werden viele von euch keine Erinnerung mehr an das Ereignis haben, an das ich heute erinnern möchte: Der US-amerikanische Präsident Jimmy Carter hatte nach seinem Amtsantritt die Forschungsarbeit über die globalen Entwicklungen bis zum Jahr 2000 in Auftrag gegeben an der über 400 Experten aus Wissenschaft und Politik mitarbeiteten.

Es ist ja leider so, dass heutzutage meist nur Aufmerksamkeit findet, was auf dem Markt noch ganz heiß ist und die Jungen interessieren sich nur noch äußerst selten für auch nur wenige Jahre zurückliegende Publikationen und ihre Autoren; sie meinen, nur das Aktuellste sei für sie relevant. Die Mode - auch in intellektueller Hinsicht. Doch auch Ältere lassen sich von diesem Trend mitreißen und dadurch geht unendlich viel vom oft Besseren und Besten verloren.

Und so muss man es einer Institution des öffentlich-rechtlich Rundfunks wie dem DLF hoch anrechnen, dass sie zum Beispiel in ihrem täglichen Format „Kalenderblatt” immer wieder auch in Erinnerung ruft, was nicht in Vergessenheit geraten sollte und des Erinnerns, d.h. des Lesens wert ist [Gleiches gilt ja für die anthroposophische Publizistik: Wer in der anthroposophischen Bewegung liest heute noch Karl Heyer, Folkert Wilken, Hans Georg Schweppenhäuser, Herbert Witzenmann und Fritz Götte oder auch nur den vor nicht mal 10 Jahren verstorbenen Manfred Schmidt-Brabant? Warum sollen wir uns mit diesen noch befassen?, denken viele und wollen es gar nicht wirklich wissen]. Link zum Manuskript der DLF-Sendung http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/1225478/drucken.

Nun war „Global 2000″ die weltweit beachtetste Publikation auf diesem Gebiet nach der MIT-Studie über „Die Grenzen des Wachstums”, die Anfang der siebziger Jahre Furore gemacht hatte. Auch wir haben in Achberg viel darüber gearbeitet und diskutiert [z. B. mit Manfred Siebker vom Club of Rome, der an mehreren unserer Konferenzen teilnahm]. Wir versuchten diese Strömungen und ihre Arbeitsergebnisse zu ergänzen und zu erweitern mit den Fragestellungen des „dritten Weges”. Denn das war bei all diesen Studien und Vereinigungen der entscheidende Mangel, dass sie meist nicht erkennten, inwiefern alle die negativen Trends, die sie erfassten, ursächlich mit den [damals] weltweit herrschenden Systemen des Kapitalismus einerseits und des Kommunismus andererseits zusammenhingen. Das versuchten wir in unseren Publikationen darzulegen.

Und so stand auch 1980 der VII. Achberger Jahreskongreß vom 15. bis 30. August unter dem Thema des „ökologischen Humanismus”. Ich habe einige der damals gehaltenen Vorträge in dem Buch „Abschied vom Wachstumswahn” noch im Herbst 1980 herausgegeben und meinen Vortrag „Es geht um Ganze” an die Spitze des Bandes gestellt, dem man insofern auch als eine Antwort auf die von „Global 2000″ offen gelassenen Fragen lesen konnte.

Auch so ein Beispiel, dass ich vor noch nicht drei Jahren, als ich im eigenen Kreis an dieses Buch erinnerte und auf seine Aktualität hinwies [wie es nicht lange danach Prof. Binswanger aus seiner Sicht bestätigte, nachdem er das Buch gelesen hatte] von einer gewissen Seite die Bemerkung erntete, das sei ja „nicht aktuell”.

Jedenfalls möchte ich den Vortrag „Es geht ums Ganze” aus „Abschied vom Wachstumswahn” aus dem Anlass des heutigen Tages der Erinnerung an „Global 2000″  allen ans Herz legen, damit Ihr vielleicht auch, wie Binswanger, dessen Aktualität - nicht zuletzt wegen der darin auch entwickelten Gedanken zur Neugestaltung des monetären Systems der Gesellschaft - im Hinblick auf vieles entdecken werdet, was leider die Prognosen der amerikanischen Studie, welche die folgende Reagan-Administration begraben hat, weitgehend bestätigt hat.

Natürlich muss man nach dem Ende des Kommunismus und der Planetarisierung des Kapitalismus die heutigen Verhältnisse heute modifiziert beschreiben, was ja mit unseren Publikationen zur „Neuen sozialen Architektur” auch geschehen ist und geschieht, dennoch ist die Vergegenwärtigung des Blicks in „Es geht ums Ganze” keineswegs ein Blick zurück, sondern ein Blick in die Gegenwart und die notwendige Menschheitszukunft. Versäumt ihn nicht.

Mit besten Grüßen - Wilfried Heidt