new trinity and unity | Zeichen der Zeit - 28-07-2010


Zeichen der Zeit - 28-07-2010

Was heißt WIDERSTAND im Projekt „Weiße Nelke”,
Aktion „Gemeinschaftsspaten”? Teil I
Von Wilfried Heidt

Liebe Leser, liebe Freunde,

wahrscheinlich ist heutzutage der Hochsommer die schlechteste der Jahreszeiten, um ein Projekt neu zu konfigurieren und herauszufinden, wer sich beteiligen und dann auch verbindlich mitarbeiten möchte. Obwohl auch „meine” Jahreszeit schon lange nicht mehr der Sommer ist - er war es in der Kindheit ganz gewiss mit den Störchen auf dem Kamin des Nachbarhauses, den vollen Erntewagen in kilometerlanger Reihe auf dem Weg vorbei am elterlichen Haus zur stationären Dreschmaschine außerhalb des Dorfes, wo man in der Ferienzeit  als Kind auch mal in der Nacht auf einem der Wagen hoch oben schlafen und dann beim Vorschieben mit­helfen durfte oder, dann schon etwas größer geworden, in den schulfreien Wochen mit Holzspalten in riesigen Mengen auf dem Hof oder mit dem täglichen Wässern des ganzen Gemüses zu tun hatte, das da im angrenzenden Garten allmählich reifte, ehe die überreich tragenden Birnen von zwei mächtigen Bäumen auf dem Gelände geerntet werden konnten - und trotz allem genügend Zeit blieb, das nahe Freibad neben der Bahnlinie Frankfurt - Basel zu besuchen und dort zu treiben, was außer dem Schwimmen noch alles Freude zu spielen machte. Herrliche Sommer, die oft schon morgens in aller Früh um drei Uhr begannen, dass man mit zwei Leitern ausgerüstet, die an die Lenkstangen zweier Fahrräder gehängt wurden - ein kurze mit zehn bis fünfzehn Sprossen und eine lange mit bis zu vierzig -, um damit drei bis vier Kilometer nach außerhalb des Dorfes ins hügelige Gelände zu pilgern, damit man rechtzeitig, bevor die gefräßigen Stare oder gar Diebe die Kirschen von den Bäumen geholt hatten, zur Stelle war und Korb für Korb füllte mit den roten, den schwarzen und den wolkigen Früchten, um dann gegen zehn Uhr am Vormittag, bevor die Sonne so richtig vom blauen Himmel brannte, wieder zuhause zu sein. Die Leitern blieben draußen auf dem Feld und wurden mit einer Kette und einem Schloss am einem der Bäume gesichert. Mit dem Fahrrad gings zurück.

Herrliche Sommer. Bis der Herbst seine ersten Zeichen schickte und die Störche mit der herangewachsenen Brut - meist drei oder vier - ihr Nest verließen, um eines Tages sich in immer höheren Kreisen zu versammeln und gen Süden zu ziehen. Wie auch die Schwalben sich ein letztes Mal zu Hunderten nebeneinander auf den Stromleitungen sitzend sich einfanden und ihr Abschiedskonzert zwitscherten. Urbilder des Lebens. Und keine Minute Langeweile. Ohne Radio, ohne TV und ohne Telefon, gar ohne alle die Geräte, die heute die Jungen von früh bis spät in der Hand, vor den Augen und an den Ohren haben. Und es blieb auch den ganzen Sommer über auch noch genügend Zeit fürs Singen und Musizieren mit den Instrumenten, für die man seine Liebe entdeckt hatte.

Das alles schuf ein gesundes Fundament, um dann, wenn die Zeit des Erwachsenseins gekommen war, in die Welt zu ziehen und nun auf andere Art nach den Urbildern zu suchen. Und weil das dann so geschah, dass nach einem Zwischenstück von wenigen Jahren das Ereignis „Rudolf Steiner” auf den Schauplatz trat, begegnete ich dann irgendwann auch mal jenem 1. August 1920 - auch ein Hochsommertag -, an dem Rudolf Steiner jenen wichtigen Vortrag für den Kreis derjenigen hielt, die sich fortan engagieren wollten im Bund für Dreigliederung. Und dabei begründete, warum es jetzt nicht mehr statthaft sei, Sommerpausen einzulegen, sondern sich wie eine fein eingestellte Magnetnadel dem Zeitgeschehen zuzuwenden, um aufzunehmen, was sozusagen jeder neue Tag an Herausforderungen bringt, im Sinne der Aufgaben des Impulses zur sozialen Neugestaltung das je und je Notwendige zu „erfinden”.

Und da hat sich jetzt in diesem Jahr auch zur Sommerzeit sehr viel und sehr Wichtiges ergeben insbesondere im „Kampf ums Plebiszit”. Was das im Einzelnen bedeutet will ich nun in den folgenden Ausgaben der ZdZ genauer erläutern, weil ja zurecht gefragt wurde, was es denn konkret meine, wenn gesagt wurde, die Geschichte dieses Kampfes, der nun seit gut 150 Jahren geführt wird, weil ihm noch immer starke Gegenkräfte entgegenstehen, habe für uns sein Finale im Begriff des Widerstandes [GG. Art. 20,4] im Sinne einer „Revolution 2.0″. Was heißt das konkret aus der gegebenen Ausgangssituation im Blick auf den 9. November 2010?